Seit Beginn der Ausschreibung im Jahr 2006 ist sehr viel Stein im Gotthard abgetragen worden. In unserer „Motti“-Review haben wir immer wieder über das Projekt berichtet, Arbeiten und Eindrücke dokumentiert. Nun ist es vollbracht – Am 1. Juni 2016 feierte die Schweiz den längsten Eisenbahn-Tunnel der Welt mit einem unvergesslichen Volksfest.
Wir von der KÜFFER ELEKTRO-TECHNIK AG dürfen voller Stolz sagen –
„WIR SIND TEIL DER BAUARBEITEN AM GOTTHARD BASISTUNNEL.“
Teil 1 – Die Ausschreibung
Das Gesamtprojekt der Realisierung des Gotthard Basistunnels wurde für die öffentliche Ausschreibung in verschiedene Lieferpakete unterteilt. Das Lieferpaket 33 (LP33) beinhaltet die Ausrüstung der Weichen im offenen Fahrbereich (Zufahrt des Nord- und Südportals) mit der Weichenheizung und Erdung. Über ein renommiertes Ingenieurbüro haben wir gemeinsam mit einer Partnerfirma den Lieferumfang im Jahr 2006 angeboten. Nach diversen Änderungen in der Projektierung musste das Angebot etwa sechs Mal überarbeitet werden bis im August 2012 der Werkvertrag unterzeichnet werden konnte.
Teil 2 – Die Planungsphase
In der Zeitspanne von der Ausschreibung im Jahr 2006 bis zum Werkvertrag 2012 hat das Gesamtprojekt diverse Änderungen erfahren, die sich auf unsere Planung ausgewirkt haben. Bei jeder Veränderung mussten wir abschätzen und beraten, welche Anpassungen das in unserem Lieferpaket (LP) zur Folge hatte. Das Mandat zur Planung hatte jedoch nur das Ingenieurbüro, das mit der Koordination unseres LPs beauftragt ist. Somit arbeiteten wir Unterlieferanten im Interesse der erfolgreichen Umsetzung des Projekts unentgeltlich bei der Planung mit. Durch das Einbringen von viel Know-How sowie die Beratung bei fachtechnischen Fragen konnten wir uns aber beim Auftraggeber für die Vergabe des Auftrags empfehlen. Es war sehr interessant mit all den verschiedenen Gewerken ein gemeinsames Grossprojekt zu planen.
Teil 3 – Die Anpassungen
Viele Details wurden während der Umsetzungsplanung auf die Situation vor Ort, den Spezifikationen in der Ausschreibung und den Wünschen des späteren Betreibers der Anlagen, der SBB, angepasst. So wurden zum Beispiel Betonkabinen anstelle der sonst üblichen Alu-Doppelwandschränken eingesetzt. Die dazu passenden Fundamente wurden bereits mit einer Aussparung, die auf die Norm-Betonkanäle, welche in der Bahntechnik üblicherweise verwendet werden, hergestellt. Zudem wurden sie in ihrer Höhe den Gegebenheiten vor Ort (Niveau der Betonkanäle) angepasst.
Weiter wünschte sich die Projektleitung, dass wir auch den Lieferumfang der Kabel-anlagen für die Weichenheizung ab Klemme Stangentransformator übernehmen. Mit dieser zusätzlichen Verantwortung unsererseits können sie Schnittstellen mit weiteren Lieferanten ausschalten und die Montagezeit kann deutlich optimiert werden.
Teil 4 – Die Übergabe
Der Bauherr dieses Grossbauwerks ist die AlpTransit Gotthard AG (ATG). Als Teillieferant für das Gewerk der offenen Fahrbahn tritt die ARGE Fahrbahn Transtec Gotthard (AFTTG) auf. Sie wiederum ist unser Auftraggeber für die Lieferung des LP33, welches die Ausrüstung der Weichen umfasst. Die Übergabe unserer Anlagen erfolgt in vier Schritten:
1. Im Januar 2013 fand eine Bemusterung einer Demoanlage in unserer Firma mit Vertretern aller Interessenten (AFTTG, ATG, SBB) statt.
2. Nach der Installation im Gleisfeld im Juni 2013 wurde eine Funktionskontrolle mit unserem Auftraggeber, AFTTG, durchgeführt.
3. Vor der Aufnahme des Betriebs im September 2013 erfolgte eine offizielle Abnahme des Teilgewerks der ATG von der AFTTG.
4. Am 31. Mai 2016 ist die Gesamtübergabe des Bauwerks geplant. Ab diesem Datum gilt eine achtjährige Gewährleistungspflicht.
Teil 5 – Die Bemusterung
Um sämtliche Interessengruppen rund um die Weichenheizung (Projektleitung, Bauherrschaft, späterer Betreiber) zufriedenstellen zu können, haben wir die Anlagen in einem mehrstufigen Verfahren bemustert:
1. In unserem Werk
Aufbau einer Mustersteuerung mit Peripherien in der Planungsphase zur Präsentation von Hard- und Software
2. Im Gleisfeld
Die ersten vier Anlagen, die 2013 geliefert wurden, dienten zusätzlich zur funktionalen Bemusterung im Gleisfeld, mit einer offiziellen Abnahme von allen Interessengruppen. Zusätzlich wurde ein Montagehandbuch verfasst und genehmigt, nach dem die weiteren 18 Anlagen gebaut werden.
3. Instruktorenschulung
Zur Ausbildung der Servicemonteure des späteren Betreibers wurde ein Instruktor der SBB ausgebildet. Er ist quasi der externe Fachspezialist unserer Anlagen.
Teil 6 – Montage der Betonkabinen
In der Projektphase wurde beschlossen, dass die Weichenheizsteuerungen nicht in Alu-Doppelwandschränken, sondern in Betonkabinen installiert werden. Diese wurden von der Cellpack Power Systems in Kirchberg projektspezifisch angefertigt.
Bereits im Werk Kirchberg wurden sie mit allen Löchern und Zubehör versehen, damit die Steuerungen vor Ort möglichst einfach eingebaut werden können. Die Auslieferung der Kabinen ohne Steuerungen sowie der Fundamente auf die Montageplätze in Biasca und Erstfeld erfolgte mit dem LKW der Cellpack Filiale. Anschliessend wurden sie durch den Auftraggeber mittels Schienenfahrzeug an die entsprechenden Stellen transportiert und montiert. Erst in der Installationsphase werden die Steuerungen durch unsere Installationsteams in die Kabinen eingebaut und angeschlossen.
> Motti-Review, 2014/2
Teil 7 – Die Flankenschutzweichen
Um einen Geisterzug kontrolliert ins „Abseits“ (Schotterbett) gleiten zu lassen, gibt es
sogenannte Flankenschutzweichen. Um diese sicherheitsrelevanten Schaltstellen zuverlässig betreiben zu können, sind auch diese Weichen mit Heizungen ausgerüstet. Da dieses Bedürfnis erst in der Umsetzungsphase unseres Lieferpakets entstand, durften wir einen Projektnachtrag einreichen. Drei unserer Weichenheizkabinen müssen mit zwei zusätzlichen Heizabgängen und einem Eingang für den separaten Schienentemperaturfühler nachgerüstet werden. Zudem werden die zusätzlichen Weichen auf dem Leitsystem eingebunden und visualisiert. Die Umsetzung des Nachtrags erfolgt teilweise im Gleisfeld, da die Weichenheizkabinen schon installiert sind. Eine wichtige Ergänzung, bei der wir jedoch hoffen, dass sie nie verwendet werden muss. Aber sicher ist sicher…
Engineering, Projektleitung, Elektroschema, Installation und Inbetriebsetzung sind nur eine Auswahl aus unserem Dienstleistungsportfolio.
> Neue Flächenheizsteuerung (PDF)
> Elektrische Weichenheizsteuerungen (PDF)
> Elektrische Flächenheizungen (PDF)
> Wehrheizungen (PDF)
> Projekt – Neue Flächenheizung