Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) ist ein Thema, das in der Industrie oft unterschätzt wird – bis es zu unerklärlichen Störungen, Produktionsstillständen oder beschädigten Komponenten kommt.
Doch was sind EMV-Störungen eigentlich?
EMV-Störungen entstehen, wenn elektrische Geräte ungewollte elektromagnetische Felder erzeugen oder auf solche reagieren. Diese Störungen können sensible Steuerungen beeinflussen, Datenübertragungen verfälschen oder ganze Anlagen lahmlegen. Besonders beim Einsatz von Frequenzumrichtern ist die Gefahr gross: durch schnelle Schaltvorgänge entstehen starke elektromagnetische Felder, die andere Geräte in ihrer Funktion beeinträchtigen können.
Um dieses komplexe Thema praxisnah und anschaulich zu vermitteln, entwickelte unser Lernender Kilian Jörg im Rahmen seiner IPA* ein Demo-Modell, das die Auswirkungen von EMV-Störungen bei Frequenzumrichtern sichtbar macht – ideal für Schulungen von Servicetechniker:innen, Mitarbeitenden aus dem Betriebsunterhalt und Elektromonteur:innen.
*IPA: Individuelle Praktische Arbeit, Abschlussprüfung Automatikmonteur EFZ
Von der Idee zum Schulungsmodell
Die Ausgangslage: ein Schulungsvideo, das als Vorlage für ein reales Demonstrationsmodell dient. Aufgebaut auf zwei Aluplatten, simuliert das Modell eine realistische Industrieanwendung – mit einem Frequenzumrichter, Asynchronmotor, EMV-Kabelverschraubungen, Netzteil und weiteren Komponenten.
Ziel war es, durch einfache Handgriffe verschiedene „Fehlerfälle“ erzeugen zu können, um so typische EMV-Störungen praxisnah zu zeigen.
Nachhaltig geplant und clever umgesetzt
Statt teures Neumaterial zu verwenden, entschied sich Kilian Jörg für einen ressourcenschonenden Weg: Occasionsmaterial und Bauteile aus dem betrieblichen Lager fanden ihren Weg in das Modell – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Die mechanische Umsetzung umfasste:
– das Bohren und Gewindeschneiden der Platten,
– die Herstellung einer Wellenabdeckung zur Sicherheit
– die sorgfältige Verdrahtung aller Komponenten
Messen, beobachten, verstehen
Mit einem PC-Oszilloskop lassen sich die Auswirkungen unterschiedlicher EMV-Situationen live am Modell darstellen. Acht verschiedene Szenarien simulieren gängige Fehlerquellen – von ungenügendem Potenzialausgleich bis zur fehlenden Schirmung. Die Messwerte reichen von harmlosen 5 mV bis hin zu „Megarauschen“ über 120 mV – eindrucksvoll sichtbar auf dem Oszilloskop-Display.
Diese praxisnahe Darstellung macht das Modell zu einem wertvollen Schulungsinstrument für Servicetechniker:innen, Mitarbeitende im Betriebsunterhalt oder Elektromonteur:innen. Komplexe Theorie wird verständlich, greifbar und messbar.
Fazit
Dieses Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie aus Fachwissen und handwerklichem Können ein praxisnahes Schulungsmodell entsteht.
Ein grosses Kompliment und herzlicher Dank gehen an Kilian Jörg, der mit viel Engagement ein technisch wie didaktisch wertvolles Instrument geschaffen hat.
Das Demo-Modell macht deutlich: Lernen durch Erleben wirkt nachhaltiger als jede Theorie. EMV-Störungen werden nicht nur erklärt – sie werden sichtbar, verständlich und im besten Sinne begreifbar. Ein echter Gewinn für Schulungen im technischen Umfeld und ein starkes Zeichen für praxisorientierte Ausbildung.